Neben der sicheren Aufbewahrung von Daten steht man gelegentlich auch vor dem Problem, Dateien gründlich vom Datenträger zu putzen. Es gibt verschiedene Varianten, Datein vom Datenträger zu entfernen. Über die Arbeit der einzelnen Varianten sollte Klarheit bestehen, anderenfalls erlebt man evtl. eine böse Überraschung.

1. Dateien in den Papierkorb werfen

Unter Windows wird diese Variante als "Datei(en) löschen" bezeichnet, was etaws irreführend ist. Es wird überhaupt nichts beseitigt. Die Dateien werden in ein spezielles Verzeichnis verschoben. Sie können jederzeit wiederhergestellt werden. Das ist kein Bug, sondern ein Feature.

2. Papierkorb leeren

Auch beim Löschen der Dateien in dem speziellen Müll-Verzeichnis werden keine Inhalte beseitigt. Lediglich die von den Dateien belegten Bereiche auf dem Datenträger werden als "frei" gekennzeichnet. Falls sie nicht zufällig überschrieben werden, kann ein mittelmäßig begabter User sie wiederherstellen.

Forensische Tools wie Sleuthkit, Scalpel u.a. unterstützen Ermittler dabei. Sie bieten Werkzeuge, die den gesamten Datenträger nach Mustern durchsuchen können.

3. Dateien sicher löschen (Festplatten)

Um sensible Daten sicher vom Datenträger zu putzen, ist es nötig, sie vor dem Löschen zu über­schreiben. Es gibt diverse Tools, die einzelne Dateien oder ganze Verzeichnisse shreddern. Auch bei diesen Varianten bleiben möglicherweise Spuren im Dateisystem zurück. Aktuelle Betriebssysteme verwenden ein Journaling Filesystem (NTFS, ext3/4). Daten werden nicht nur in die Datei geschrieben, sondern auch in das Journal. Es gibt kein Tool für sicheres Löschen von Dateien, welches direkten Zugriff auf das Journal hat.

4. Dateireste nachträglich beseitigen (Festplatten)

Mit Bleachbit kann man die Festplatte nachträglich von Dateiresten säubern. Das Programm gibt es für Windows und Linux. Linuxer können es auch aus den Repositories installieren.

Nach der Installation ist Bleachbit als Adminstrator bzw. root zu starten und nur die Option "Free disk space" zu aktivieren. Außerdem ist in den Einstellungen ein schreibbares Verzeichnis auf jedem Datenträger zu wählen, der gesäubert werden soll.
Bleachbit Konfiguration
Anschließend startet man die Säuberung mit einem Klick auf den Button "Clean".
Bleachbit
Die Säuberung einer größeren Festplatte dauert einige Zeit. Dabei werden nur die als "frei" gekennzeichneten Bereiche überschrieben, das Dateisystem bleibt intakt.

5. Dateien sicher löschen (SSDs)

Alle oben genannten Tools für Festplatten funktionieren nicht mit Flash basierten Solid State Drives (SSD-Festpaltten und USB-Sticks)! Um die Speicherzellen zu schonen, sorgt die interne Steuerelektronik dafür, dass für jeden Schreibvorgang andere Zellen genutzt werden. Ein systematischen Überschreiben einzelner Dateien ist nicht möglich. Die Auswertung der Raw-Daten der Flash Chips ermöglicht eine Rekonstruktion mit forensischen Mitteln. Mehr Informationen liefert Erasing Data from Flash Drives.

Für SSDs ist die Trim Funktion zu aktivieren. Dabei werden den Speicherzellen eines Blocks einige Zeit nach dem Löschen der Datei auf den Ursprungszustand zurück gesetzt. Zusätzliche Maßnahmen zum sicheren Löschen sind dann nicht mehr nötig. Die meisten aktuellen Betriebs­system aktivieren Trim nicht(!) standardmäßig.

Folgende Schritte sind nötig, um Trim nach der Installation für SSDs zu aktivieren: Ich werde für mich persönlich weiterhin die vollständige Verschlüsselung der USB-Sticks den Spielereien mit TRIM vorziehen. Damit werden nicht nur gelöschte Dateien geschützt sondern auch die noch vorhandenen Daten. Das Auslesen der RAW-Daten der Speicherzellen durch Forensiker ist dann ebenfalls wenig erfolgreich.

6. Gesamten Datenträger säubern (Festplatten)

Bevor ein Laptop oder Computer entsorgt oder weitergegeben wird, sollte man die Festplatte gründlich putzen. Am einfachsten erledigt man diesen Job mit Darik's Boot and Nuke (DBAN) Live-CD. Nach dem Download ist das ISO-Image auf eine CD zu brennen und der Computer mit dieser CD zu booten. Es werden automatisch alle gefundenen Festplatten gelöscht - fertig.

Eine beliebige Linux Live-CD tut es auch (wenn man bereits eine Live-CD nutzt). Nach dem Booten des Live Systems öffnet man ein Terminal (Konsole) und überschreibt die gesamte Festplatte. Bei einem Aufruf wird der Datenträger 4x überschrieben, es dauert einige Zeit.

Für die erste IDE-Festplatte: > wipe -kq /dev/hda Für SATA- und SCSI-Festplatte: > wipe -kq /dev/sda Wenn die Live-CD das Tool wipe nicht enthält, kann man alternativ dd (disk doubler) nutzen. Um die erste IDE-Festplatte einmal mit NULL und dann noch einmal mit Zufallszahlen zu überschreiben, kann man folgende Kommandos nutzen: > dd if=/dev/zero of=/dev/hda
> dd if=/dev/urandom of=/dev/hda
(Paranoia: Einmal mit NULL überschreiben reicht, alles andere ist paranoid.)

6. Gesamten Datenträger säubern (SSDs)

Das komplette Löschen einer SSD-Platte oder eines USB-Sticks funktioniert am besten, wenn der Datenträger den ATA-Befehl "SECURE-ERASE" unterstützt. Diese Funktion muss allerdings durch den Datenträger bereitgestellt werden. Unter Linux kann man das Tool hdparm nutzen.

Als erstes ist zu prüfen, ob "SECURE-ERASE" unterstützt wird: > sudo hdparm -I /dev/X Das Ergebnis muss einen Abschnitt "Security" enthalten und muss auf "not frozen" stehen. Falls die Ausgabe "frozen" liefert, wird "SECURE-ERASE" im Bios des Rechners blockiert. Security:
    Master password revision code = 64060
    supported
    not enabled
    not locked
    not frozen
    expired: security count
    supported: enhanced erase
Dann kann man ein Passwort setzen und den Datenträger vollständig löschen: > sudo hdparm --user-master u --security-set-pass GEHEIM /dev/X
> sudo hdparm --user-master u --security-erase GEHEIM /dev/X
Falls der Datenträger "SECURE-ERASE" nicht unterstützt, bleibt nur das einfache Über­schreiben des Datenträgers. Dabei werden aber nicht alle Speicherzellen garantiert gelöscht: > dd if=/dev/zero of=/dev/sdc
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