Big Data – Kunde ist der, der bezahlt
In der Privacy-Community wird immer wieder kolportiert, dass man Google, Facebook u.a. werbefinanzierte Internetdienste
"mit Daten bezahlt". Das ist so vereinfacht nicht ganz richtig. Daten sind keine Währung, mit der man Mitarbeiter bezahlen kann oder Rechnungen für Hardware. Daten sind eine Resource, die ausgebeutet wird, um ein Produkt zu verkaufen.
Wenn man das Geschäftsmodell von Google, Facebook & Co. ökonomisch betrachtet, dann ergibt sich folgendes Bild:

Produzenten von Waren und die Handelskette nutzen Werbung, um Bedürfnisse zu wecken und Nachfrage zu stimulieren. Ein steigender Anteil ist dabei "Digitale Bildschirmwerbung". Die Werbungskosten werden den Verbrauchern in Rechnung gestellt. Somit zahlen die Verbraucher die Kosten für die Infrastruktur der angeblich kostenlosen Dienste wie Google, Facebook & Co. unabhängig davon, ob sie diese Dienste nutzen oder nicht.
Ökonomen sprechen in diesem Zusammenhang von einer verdeckten, indirekten
"Google Steuer" auf alle Produkte, die den Betrieb der angeblich kostenlosen Dienste ermöglicht. Die Kosten für den Betrieb werden damit sozialisiert, die Gewinne bleiben privatisiert.
Einige Zahlen zur verdeckten
"Google Steuer":
- Google Einnahmen weltweit: 55,5 Milliarden Dollar (2014)
- Facebook Einnahmen weltweit: 12,5 Milliarden Dollar (2014)
- Ausgaben für "Digitale Bildschirmwerbung" in Deutschland: 1,782 Milliarden €
-
Zum Vergleich die Einnahmen in Deutschland von 2012 für Kaffeesteuer: 1,028 Milliarden. €, Kfz-Steuer: 8,4 Milliarden €,Versicherungssteuer: 10,7 Milliarden €
Das Sammeln von Daten dient in erster Linie der Optimierung des Produktes, das Google, Facebook & Co. ihren Kunden verkaufen. Es ist nicht das primäre Ziel des Geschäftsprozesses sondern eher eine Art unvermeidlicher Nebeneffekt. Dieser Nebeneffekt hat aber erhebliche Auswirkungen, wenn diese Daten unkontrollierbar zum Nachteil der Nutzer, zur Manipulation oder zur Überwachung eingesetzt werden. Die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen der steigenden Datensammelwut sind noch nicht überschaubar aber erheblich.
Big Data kann man grob in Gruppen einteilen:
- Datensammler, die durch Surf-Tracking oder Uploads von Adressbüchern die Daten direkt beim Nutzer abgreifen.
- Datenhändler, die Daten aus verschiedenen Quellen kaufen, personenbezogen anreichern und dann weiterverkaufen.